Das Ich
- live im Bremer Modernes -

Das Ich

So mancher abendspazierender Rentner zog am Mittwoch die Hundeleine etwas straffer, nachdem mehrere schwarzgekleidete Gestalten durch Bremen zogen. Was mochte diese Wanderung veranlaßt haben ? Na klar - Das Ich gastierte im Bremer Modernes.

Eine der schillerndsten und schrägsten Gruppen des deutschen Undergrounds beehrte die Bremer Provinz und spülte die Gehirngänge der 300 Neugierigen kräftig durch. Das Ich alias Bruno Kramm und Stefan Ackermann boten ihrem Publikum in gewohnter Manier eine Synthese aus elektronischer Avantgarde und bühnenreifer Performance. Wohl keine andere Gruppe vermag die Thematik der Texte so gekonnt in Mimik und Gestik live umzusetzen (zudem noch im Quadrophonie-Sound).
Stefan Ackermann Verstärkt durch den Keyborder Ansgar Noeth und dem Drummer Reinhold Schobert (früher Pink Turns Blue) wurde den Stücken eine zusätzliche Dynamik verliehen, obwohl mit reinem elektronischen Instrumentarium eingespielt. Wer Stefan nur in zerfetzter Kleidung und weiß geschminkt in Erinnerung hatte, konnte das neue Line-Up bewundern - ungeschminkt, mit Rastazöpfen und Bart. Die Live-Darbietung verlor somit leider ein wenig ihre Ausdrucksstärke. "The Crow"-Liebhaber hätten aber trotzdem ihre wahre Freude gehabt. Musikalisch war sogut wie alles zu hören, was das Grufti-Herz verlangt.

Im Vorprogramm waren "Faith and the Muse" zu bewundern, welche Das Ich von ihrer USA-Tour mitbrachten und die labeleigene Errungenschaft "kAlte fArben". Während kAlte fArben lediglich den Begriff Lärmbelaestigung definierten, konnten Faith and the Muse die Zuhörerschaft durch mitreißende Gitarrenklänge und originelle Drum-Sounds begeistern.
Der Zuhörer verließ das Geschehen mit dem Gedanken im Hinterkopf - laufen die im Alltagsleben auch so rum?
Weiß manīs !



(Maik Heinsohn 10/1994)

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