Von Worldbeat bis Klassik

Bill Leebs Projekt Delerium als Plattform für neue Gastsängerinnen

Bill Leeb

Als vor gut einem Jahr die Delerium Single "Silence" als Remix in den Radiostationen und Diskotheken erklang, glaubte man seinen Ohren nicht zu trauen. Das clubtauglich aufbereitete Stück vom 97er-Album "Karma" ist der Feder der Musiker Bill Leeb und Rhys Fulber entsprungen, den Köpfen der EBM-Formation Frontline Assembly.

Delerium wurde als eines der zahlreichen Nebenprojekte des kanadischen Musikers Bill Leeb gegründet. Mittlerweile hat es sich zu seinem kommerziell erfolgreichsten Hauptprojekt entwickelt. Die anfänglich verspielten, spirituellen Alben wurden rein instrumental eingespielt und waren begrenzt auf sphärische, elektronische Ambient- und Ethnoklänge.
Auf dem Album "Sematic Spaces" wurden diese Klänge mit gregorianischen Chorsamples und gesampletem Frauengesang erweitert. Bei dem letzten Album "Karma" schließlich hat sich Delerium zu einer Plattform für weibliche Gastsängerinnen entwickelt, wo der Gesang sich als eines der tragenden Elemente etabliert hat.
In diesen Tagen erscheint "Poem", das bisher poppigste und gefühlvollste Album. Die Instrumentierung klingt noch organischer und sogar akustische Gitarren wurden in die Stücke eingebaut. Der erneute Verzicht auf Gesangsamples und der Einsatz von neuen, frischen Gastsängerinnen zeigt die Wandlungsfähigkeit, die in diesem Projekt steckt. Bill Leeb bedient sich bei Delerium der eingebrachten Ideen von Gastvokalisten und läßt verschiedenste Musikströmungen aus den Bereichen Klassik, Worlbeat, Dance und Klänge aus anderen Kulturen einfließen.
Den permanenten Austausch der Sängerinnen begründet Leeb damit, daß nicht die Sängerinnen, sondern die Musik bei Delerium im Vordergrund stehen soll.
Somit gestaltet sich auch die Live-Präsentation schwer umsetzbar. Leeb schweben hier allenfalls vereinzelte, bestuhlte Konzerte mit Orchester und Chor vor.
Auch von seinem zweiten Hauptprojekt Frontline Assembly, bei dem er harte EBM-Rhythmen und komplexe Electroarrangements verarbeitet, wird noch in diesem Jahr ein neues Album erscheinen. Nach einer kurzzeitigen Pause der Zusammenarbeit mit seinem Wegbegleiter Rhys Fulber (Produzent von Fear Factory), haben sie die Arbeiten für das neue Album bereits zum Großteil abgeschlossen.



(Maik Heinsohn 07/2001)

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