Abseits aller gängigen Musikstile
Estampie verbinden traditionelle Mittelalter-Instrumente mit zeitgemässer Spielweise
Live-Auftritte von Estampie stellen immer eine ganz besondere Form des Konzerterlebnisses dar. Visuell und akustisch kann der Besucher in die Welt des Mittelalters eintauchen. So geschehen beim Auftritt in der Hamburger Markthalle.
Estampie haben sich 1985 als Ensemble für Frühe Musik unter der musikalischen Leitung von Michael Popp gegründet. Ihr Ziel ist es, mittelalterliche Gedanken und Texte mit den damaligen Instrumenten in unsere heutige Zeit zu transformieren und musikalisch neu erklingen zu lassen. Entstanden ist eine interessante Darbietung früher Musik mit traditionellen Mittelalter-Intrumenten und zeitgemässer Spielweise, abseits aller gängigen Musikstile.
Konzerte von Estampie im norddeutschen Raum stellen eine Rarität dar und sind ein absoluter Insider-Tipp. Die Faszination ergibt sich aus der exzellenten Instrumentenbeherrschung der Vollblut-Musiker und der mystischen Atmosphäre, die ihre Auftritte versprühen. Bevor die insgesamt sechs Musiker die Bühne betreten konnten, mussten sie sich erst einmal durch die zahlreichen Mittelalterinstrumente auf der Bühne zwängen. Das MarX stellte sich für diese Art Konzert als zu beengt heraus. Allerdings konnte das Publikum Musik und Musiker aus unmittelbarer Nähe erleben, was für eine sehr intime, herzliche Atmosphäre sorgte. Zu hören gab es das Programm des Ondas-Albums zusammen mit Highlights der Vorgaengeralben „Crusaders“ und „Ludus Danielis“. Als unverzichtbares Musikstück wurde auch das von Michael Popps Zweitprojekt Qntal bekannte „Unter der Linden“ gespielt. Eine tragende Rolle in der Musik von Estampie nimmt der weibliche Gesang von Sigrid Hausen und Cornelia Melian ein. Gregorianische Harmonien und mittelalterliche Sakralmusik vorgetragen mit klaren, ausgebildeten Stimmen sorgen für eine magische Stimmung. Als Lokalität wäre eine Kirche der geeignetere Rahmen gewesen. Aber vielleicht beehren Estampie uns ja in naher Zukunft mit einer Tour in ausgewählten Kirchen wieder, um das Ambiente herzustellen, welches ihrer Musik gebührt. Eine letzte Chance, Estampie auf ihrer Ondas-Tour noch einmal live zu erleben, hat das norddeutsche Publikum heute im Pumpwerk in Wilhelmshaven. (Maik Heinsohn 05/2000) |