Konsum der Schwachen
Frontline Assembly: Lasches Album

Frontline Assembly


Der Titel des Albums "FLAvour Of The Weak" (Off Beat/SPV) ist als Wortspiel zu verstehen und dokumentiert in vortrefflicher Weise die Bedeutung und die Aussage, die das Album von Frontline Assembly (FLA) für Bill Leeb verkörpert.
Mit dem "Geschmack der Schwachen" ist der derzeitige Musiktrend gemeint, der sich ständig ändert und vom Hörer nur noch mehr oder weniger gleichgültig konsumiert wird.

Ebenso mittelmäßig ist auch "FLAvour Of The Weak" ausgefallen. Modern, kurzlebig und eigentlich überflüssig. Einflüsse von The Prodigy und den Chemical Brothers wurden aufgegriffen und in den FLA-Sound technisch zwar perfekt eingearbeitet, allerdings dümpelt der ganze technoide Brei fad und belanglos vor sich hin.
Bill Leeb hat sich schon immer mittels der Sampletechnik Sounds und Klangquellen von trendigen Gruppen geborgt, wie er es nennt, und diese dann weiterverarbeitet. Durch diesen chamäleonartigen Selbsterhaltungstrieb klingt er immer modern, ohne seine musikalische Arbeitsweise zu verändern.

Passend zur Anlehnung an den Techno-Sound wurde der einstige harte, monumentale Gesang reduziert. Das ganze Album erinnert am ehesten an ein Seitenprojekt von Frontline Assembly. Bill Leeb möchte diese neue Entwicklung als Neubeginn verstanden wissen, da mit den letzten Alben "Millennium" und "Hard Wired" ein Punkt erreicht war, der in Sachen Härte, Soundqualität und Eigenständigkeit nicht mehr zu erweitern war. Dies allerdings war mit Sicherheit ein großer Verdienst von Rhys Fulber, der FLA verlassen hat und durch Chris Petersen ersetzt wurde. Die personelle Umbesetzung ist somit als der ausschlaggebende Grund für die konsequente Veränderung der Musik zu sehen.
Stuft man "FLAvour Of The Weak" als Prototyp für eine neue FLA-Ära ein, so verkörpert das Album wohl am ehesten die Entwicklung der gekippten A-Klasse. Ein überschnell entwickeltes, neues Produkt, welches erst nach einer Überarbeitung der Karosserie seine Stärken offenbaren kann.



(Maik Heinsohn 01/1998)

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