Interview mit Ernst Horn
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Ungekürzte Version

Journal-Interview mit Ernst Horn (Deine Lakaien, Ex-Qntal)
zum Debütalbum "Helium Vola"

Helium Vola: Sabine Lutzenberger, Ernst Horn


Ernst Horn ist diplomierter Opern-Kapellmeister, klassischer Pianist und hat als Dirigent gearbeitet. Er war am Staatstheater Oldenburg und Karlsruhe und am Bayrischen Staatsschauspielhaus München beschäftigt. Für die ARD (Bayrischer Rundfunk) war er für diverse Hörspielproduktionen und Kompositionen tätig und ist nicht zuletzt der kompositorische Kopf der Dark-Wave Formation Deine Lakaien.

Das Journal der NORDSEE-ZEITUNG sprach mit dem charismatischen, bayrischem Urgestein über sein neues Projekt Helium Vola und die elektronische Musik der Neuzeit in Verbindung mit der Mittelaltermusik.




Journal: Wofür steht begrifflich der Bandname Helium Vola?
Ernst Horn: Helium ist ein Edelgas, wie jeder weiß, was leichter ist als die Luft und was man gerne in Ballons verwendet. Es gefällt mir auch als Wort, weil es auch ein technischer Begriff ist und etwas modernes hat. Helium allein hätte mir auch schon gereicht, ist aber leider schon vergeben an eine Gitarrenband aus England. Ich habe dann noch ein weiteres Wort gesucht, was gut dazu paßt. Vola heißt auf italienisch "flieg", was ja in die selbe Richtung zielt.

Journal: Ist Helium Vola der unmittelbare Nachfolger von dem Projekt Qntal, aus dem du ausgestiegen bist?
Ernst Horn: Naja, offiziell natürlich nicht, weil Qntal gibt es ja weiter. Und Qntal war schon anders als Helium Vola, weil dort einige Kompositionen von Syrah und Michael drin sind, die stilistisch schon anders komponieren. Wenn du zum Beispiel an Qntals Hymni Nocturnales, Abaelard oder Jherusalem denkst, das ist schon eine andere Welt.
Ich hoffe auch, das sie Qntal weiterführen. Ich bin im Moment nicht so auf dem neuesten Stand. Für mich persönlich war da natürlich eine Lücke da, weil ich schon sehr an dieser Art von Musik hänge und auch an der Vertonung von Lyrik aus der Zeit. Das war schon eine Herzenssache von mir. Klar, insofern ist es vielleicht ein Nachfolger, weil für mich persönlich diese Lücke da war und ich sie dann gefüllt habe, indem ich es quasi solistisch weitergemacht habe.

Journal: Was möchtest du mit dem Projekt Helium Vola umsetzen?
Vertonung von mittelalterlicher Lyrik?
Ernst Horn: Ja auf jeden Fall. Immer mit einem gewissen Blickwinkel darauf. Nur so eins zu eins ist nicht so mein Ding. Dann wäre es auch sinnvoller, es möglichst originalgetreu zu machen, mit altem Instrumentarium und auch indem man sich mit den historischen Quellen beschäftigt. Da bin ich nicht so fit in diesen musikwissenschaftlichen Dingen. Da habe ich mich ehrlich gesagt auch nie so richtig drum gekümmert, auch um die poetische Seite. Ich weiß natürlich schon inzwischen einiges über die Räume, wo das entstanden ist und über die Zeiten und gewisse Umstände. Aber ich bin nun überhaupt kein Experte, was die Lyrik betrifft. Es ist eben mehr eine Vorliebe für diese Art von Musik. Ich bin ja eigentlich klassischer Musiker. Ich habe damit relativ spät erst Kontakt gehabt und das hat mir von Anfang an etwas gegeben. Dieses ganz Alte, Seltsame, Unberührte. Es hat so etwas scheues, mit dem alten Ausdruck keusch oder so. Es rührt irgendwie eine ganz komische Sehnsucht in einem an. Die hat natürlich überhaupt nichts mit den wirklichen Umständen zu tun von damals, sondern es ist etwas, was man sich anscheinend selber herbeisehnt. Diese unerfüllbare Sehnsucht ist eigentlich irgendwo mein künstlerischer Ansatz, den ich als elektronischer Musiker, der als zivilisiertes Wesen im Heute lebt und vielleicht seine Zeitung liest, dieses dann umsetzt.

Journal: Gerade in der Pop-Welt kann Erfolg sich sehr statisch und begrenzend auf die Arbeit von Musikern auswirken.
Erwartungshaltungen und kommerzielle Verpflichtungen beginnen den experimentellen Musiker einzuengen. Ist dies auch ein Grund, ein Projekt wie Helium Vola neben Deine Lakaien ins Leben zu rufen?
Ernst Horn: Ja, vielleicht schon. Ich habe generell natürlich schon einen ziemlichen Ehrgeiz alles Mögliche zu machen. Es ist sicher schön gewesen, ein Projekt zu starten, ohne verpflichtet zu sein, zu einem bestimmten Zeitpunkt fertig sein zu müssen. Und das man eine gewisse Verantwortung mit Mitmusikern, Geschäftspartnern, Label und dem Management hat. Sondern das man eben drauf loslegt und wenn es was wird, dann wird's was und wenn es nichts wird, Pech gehabt. Wirklich unter dieser absoluten Freiheit sich an die Arbeit zu setzen, das ist schon was anderes. Das hat schon was. Das hat dann witzigerweise auch immer so den Effekt, das man dann natürlich auch wieder mehr Spaß hat, so ein Projekt wie Deine Lakaien zu machen. Es ist irgendwie so eine Wechselwirkung, weil man dann doch wieder in so etwas vertrautes kommt. Dann trifft man den Alexander und dann merkt man wieder, der hat in der letzten Zeit genau die gleichen Sachen gehört wie man selber und hat den selben Geschmack und dann reden wir darüber und das ist auch schön.

Journal: Bei Helium Vola merkt man, da hat einer so richtig Spaß am Experimentieren mit fetten Computersounds gehabt. Ist das so?
Ernst Horn: Ja sicher, klar. Das ist nun mal meine Arbeit seit ganz vielen Jahren. Das ist meine Welt. Ich bin ja eigentlich klassischer Musiker, aber ich habe das ja irgendwann abgebrochen und habe mir ein Studio eingerichtet in einer Zeit, als das dann auch finanziell erschwinglich war. Früher war das ja teilweise uferlos teuer. Es konnte sich so gut wie keiner leisten. So ein großes Moog-System, das haben vielleicht 5 Leute in Deutschland gehabt. Da bin ich immer mit Freude am experimentieren, das ist ganz klar und das wird auch hoffentlich so bleiben.

Journal: Das ganze Album ist recht experimentell ausgefallen. Es wird mit Stimmen, verschiedenen Sprachen und mit elektronischen Elementen experimentiert. Empfindest du das Album auch selbst als sehr experimentell ausgefallen?
Ernst Horn: Es kommt darauf an. Ich habe persönlich meinen Horizont ein wenig erweitert, das ich etwas kompositorischer herangegangen bin wie sonst. Es sind ja teilweise bis zu fünf Sänger gleichzeitig zu Gange, die mich auch dazu gezwungen haben, Noten zu schreiben, alles gut vorzubereiten und alles rechtzeitig zu machen. Es ist für mich irgendwo eine Erweiterung. Was die Sounds selber betrifft, bin ich ja auf meinen Soloalben "The Skies Over Baghdad" und "Johnny Bumm´s Wake" teilweise schon weiter gegangen in Richtung Hörspiel. Ich habe ja auch schon Hörspiele für den Bayrischen Rundfunk gemacht, die auch ziemlich experimentell und radikaler als Helium Vola sind. Aber wie gesagt, in der Richtung war es auf jeden Fall etwas neues.

Journal: Wie schwer ist es, mittelalterliche Instrumente in ein elektronisches Arrangement einzubinden? Wo liegen die Schwierigkeiten und was bietet sich an?
Ernst Horn: Ja, da sind schon Schwierigkeiten da. Die Schwierigkeiten sind für mich nicht technischer Natur. Also das ist alles wunderbar machbar und auch vom Sound kann man das wunderbar einbetten. Die Schwierigkeiten sind für mich stilistischer Natur. Die Instrumente und deren Spielweisen, speziell die Mittelalterinstrumente, sind mit ganz bestimmten Assoziationen verbunden. Diese Instrumente verlangen auch ganz bestimmte Harmonien. Eine Drehleier hat immer einen festen Grundton und spielt dann drüber und das ist dann sehr schwierig, mit meiner Harmonik, die sich dann mehr in alle Richtungen verzweigt, das dann irgendwie noch mit hinein zu kriegen. Da muß ich dann auch technisch mit sehr vielen Kniffen arbeiten. Ich muß die Sachen dann teilweise stretchen, transponieren und teilweise rumschnippeln. In der harmonischen Hinsicht ist meine Musik irgendwo teilweise zu komplex für die Instrumente. In der rhythmischen Struktur und im Aufbau ist sie teilweise wieder zu einfach, so das ein Drehleier-Virtuose seine Stärken gar nicht mal so entfalten kann. Und vor allen Dingen ist dann die Gefahr, wenn man Stücke macht, die von der rhythmischen Struktur relativ einfach sind, das es dann so in Richtung River-Dance geht. So das irgendwelche Klischees entstehen. Diese stilistischen Probleme sind dann größer, denke ich.

Journal: Warum bindest du überhaupt Naturinstrumente ein? Du könntest doch sicherlich die Instrumente auch sampeln?
Ernst Horn: Ja, sicher kann man sampeln. Es ist ja so, das was ich mache, ist ja irgendwo ein Zwischending. Ich nehme sie auf und es kommt auf Festplatte. Heute arbeitet ja sowieso jeder mit Festplatte, wo dann rumgeschnippelt wird. Das ist ein Zwischending zwischen einer traditionellen Instrumentalaufnahme und einem Sampling. Ich transponiere sie ja auch, ich tu sie ja auch dehnen, stauchen und frei an irgendwelchen Stellen einsetzen. So eine Collagearbeit macht ja auch großen Spaß. Warum ich sie drin habe ist einfach: diese Sachen leben.
Es passieren einfach Sachen, die du mit dem Synthesizer so nicht kriegst. Wenn man nicht gerade so ein Biest hat wie mein Oskar (Ernst Horns Analog-Synthesizer, Anm.d.Redaktion), der soundso immer macht, was er will. Dann sind die ja doch immer relativ geradlinig, teilweise auch das, was man eben eingibt. Bei den Instrumenten ist es einfach was anderes. Das ist schon eine Fülle von Dingen im Klang, die da passieren in ganz kurzer Zeit. Das ist schon eine Bereicherung.

Journal: : Verwendest du die elektronischen Elemente in deiner Musik der elektronischen Klangästhetik wegen, oder lassen sich mit Hilfe der Elektronik musikalische Ideen einfach besser umsetzen?
Ernst Horn: Ja gut, es ist etwas anderes. Es gibt natürlich eine elektronische Klangästhetik. Es gibt auch Dinge, was Elektronik gut machen kann, Räume zum Beispiel ganz wunderbar. Es gibt die Loop-Technik, die du akustisch in der Art und Weise nicht so hinkriegst und vor allen Dingen nicht so genagelt wie du das machen kannst mit dem Arpeggiator oder mit schnell arbeitenden Sequenzern. Es gibt so Filtertechniken. Es ist etwas anderes. Elektronik hat schon auch ihre Grenzen und kann auch ganz schön stur und steifbeinig sein. Eine Melodie mit einem Synthesizer wirklich so hinzukriegen, daß sie lebt, daß sie atmet, wie es vielleicht im Idealfall ein Sänger machen würde, das ist schon ein dickes Problem. Ich finde, in der Ergänzung liegt es.

Journal: Ich stelle es mit persönlich sehr schwierig vor, wenn man selbst das Instrument nicht spielt, sondern einen Sänger sozusagen spielt, oder sagen wir mal, wenn man einen anderen Sänger anleitet, eine gewisse Melodie zu spielen, muß man ihm im Grunde ja sagen, wie er das machen soll. Das kann man ja nicht alles in Noten ausdrücken.
Ernst Horn: Ja, das ist schon eine Auseinandersetzung. Mit Sabine gab das dann auch teilweise Diskussionen, wo sie bestimmte Sachen anders gesehen hat. Das ist die Arbeit dann im Studio, was auch großen Spaß macht.
Ansonsten muß ich sagen, ich habe ja ganz viele Jahre in meinem Leben mit Sängerbegleitung zugebracht. Ich kenne mich speziell bei klassischen Sängern gut aus. Ich weiß sehr genau, wo die Lagen bei dem Sänger sind und in welcher Lage der gut klingt, wie hoch ich gehen kann und wo ich eine kurze und eine lange Note geben kann. In solchen Sachen habe ich sehr viel Erfahrung, insofern ist das kein großes Problem. Ich bin jetzt kein Stimmbildner wie ein Gesangslehrer, aber ich kann zu solchen Sachen gelegentlich Tips geben, wie man eine Note ansetzen kann. Das habe ich einfach in vielen Jahren mitgekriegt.

Journal: Würde man den Menschen aus dem Mittelalter die Musik von Helium Vola vorspielen, wie würden die Menschen darauf reagieren, bzw. wie würden sie diese Musik empfinden? Als Fremdartig, wegen der Elektronik, oder eher vertraut?
Ernst Horn: Ich glaube, sie würden sie einfach nicht verstehen, weil sie sie nicht gewohnt sind. Das wäre denen völlig fremd. Das wäre für die so, wie wenn wir jetzt mongolische oder japanisch traditionelle Musik hören, die einfach dann fremd ist, wenn sie sich nie damit beschäftigt haben.
Das würden die Leute aus dem Mittelalter über Mozart auch sagen. Die würden auch Mozart nicht verstehen, weil das ist völlig gegen ihre Hörgewohnheiten.

Journal: Hätte die Verfremdung der Musik mit elektronischen Mitteln etwas göttliches, außerirdisches für die Menschen aus dem Mittelalter?
Ernst Horn: Aha, du meinst weil sie instinktiv auf die Räumlichkeiten reagieren. Da muß ich sagen, da ist natürlich meine Musik zu unruhig dazu. Aber gehen wir mal davon aus, es würde jemand so eine typische elektronische Space-Odyssee über Lautsprecher spielen. Da könnte ich es mir vielleicht vorstellen. Es gibt vielleicht auch ein natürliches, menschliches Empfinden für Obertonharmonik oder so etwas. Da könnte es sein, das sie vielleicht irgend eine Prophezeiung erfüllt sehen und dir zu Füßen liegen.

Helium Vola: Sabine Lutzenberger, Ernst Horn

Journal: Die Mittelaltermusik hat viel mit der modernen Trancemusik gemein. Allerdings durchbrichst du mit deinen in machen Stücken verwandten charakteristischen Percussionstrukturen diese Trance und es scheint, das sich in der Musik etwas bekämpft. Fragile, romantische Elemente und Stücke stehen den sehr rhythmischen, Minimalistischen gegenüber.
Sollen mit diesen prägnanten Gegensätzlichkeiten auch die Gegensätze des Mittelalters aufgezeigt werden? Romantik und Liebe auf der einen Seite und der harte Alltag mit harter körperlicher Arbeit und Krankheit auf der anderen Seite?
Ernst Horn: Nicht unbedingt die Gegensätze des Mittelalters. Natürlich war das Mittelalter so gegensätzlich, wie unsere Zeit auch. Wenn es um Gegensätze vom Stilistischen her geht, habe ich natürlich erst einmal das Bedürfnis, einfach eine Bandbreite zu zeigen. Für mich ist eben Freude mit Leid verbunden und echte Freude entsteht auch dadurch, wenn man Leid kennt.
Das unterscheidet mich auch von esoterischer Musik, die eben über lange Strecken versucht, eine ganz bestimmte, harmonische Atmosphäre einzuhalten, weil sie eben davon ausgeht, daß das Wesen des Menschen eigentlich danach strebt und das in der entsprechenden Zeitlänge auch dann so erleben will. Während ich als Künstler eher Geschichtenerzähler bin und ich mich einfach auch mit Freude und Leid in seinem ganzen Spektrum der Empfindungen versuche auszubreiten. Das ist einfach ein grundsätzlicher Ansatz von mir, weil ich mich einfach nicht als jemand darstellen möchte, der für eine bestimmte Gefühlsatmosphäre oder Attitüde steht. Ich möchte nicht die große Katastrophenmusik machen. Ich möchte diese Sachen einfach da einsetzen, wo es mir sinnvoll scheint.
Da bin ich einfach auch klassischer Musiker eben. Wenn du zum Beispiel den Nibelungenring von Richard Wagner nimmst, da gibt es auch einen Weltuntergang, aber nur eine Viertel Stunde am Schluß der Götterdämmerung. Da gibt es auch atmosphärische Fläche, aber erst mal nur eine Viertel Stunde am Anfang vom Reingold, weil er damit eben zeigen will, die Welt war in einem Urzustand und war in sich rein. Dieses Gold war da unten gelegen und hat niemanden interessiert. Durch die Machtgier ist es dann in die Welt gekommen und dann fing die Politik an, usw. Insofern sehe ich mich auch als jemand, der Stimmungen einsetzt.

Journal: Sind die rhythmisch prägnanten Stücke bewußt für die Tanzfläche konzipiert?
Ernst Horn: Eigentlich nicht. Dazu sind diese Sachen zu hakelig. Mit Ausnahme von "Omnis Mundi" und vielleicht auch das letzte Stück "Selig" könnte ich mir vorstellen, daß es auch im Club läuft. Aber sonst ist das nicht unbedingt clubtauglich. Bei "Omnis Mundi" war ich natürlich sehr froh, daß das ein Clubstück ist. Das muß ich wirklich sagen, weil heutzutage bei den wirklich schwierigen Marktverhältnissen mit einem neuen Namen zu kommen, bei der Veröffentlichungsflut und dazu dann noch, wenn es heißt Ernst Horn. Oh je "Skies Over Baghdad" und "Johnny Bumm´s Wake", das kann man nicht verkaufen. Also, insofern war das eine enorme Hilfe, daß dieses Stück ein gutes Clubstück war, oder ist.

Journal: Bei Helium Vola ist eine Sammlung und Vertonung von mittelalterlicher Texten verarbeitet worden. Mit welchen Kriterien wurden die Texte ausgewählt?
Ernst Horn: Wie ich vorhin schon sagte, war ich sehr daran interessiert, eine große Bandbreite zu bekommen. Dadurch ist es natürlich sehr schön, das da so viele verschiedene Sprachen zum Einsatz kommen, weil in jeder Sprache eine bestimmte Atmosphäre entsteht.
Ich find ganz wunderbar zum Beispiel dieses Altprovenzalisch. Das ist ja so ein altes französisch, was sich ganz ausgezeichnet für Liebeslieder eignet. Dann das Lateinisch, was sehr streng ist. Das Althochdeutsche, die Merseburger Zaubersprüche, was so was archaisches ist, das lädt dann mehr zum Experimentieren ein. Und das Lateinische komischerweise, da wird's bei mir musikalisch immer eckig. Wahrscheinlich auch, weil sich diese lateinischen Texte dann meistens mit Tod und Leben und Gott beschäftigen. Es ist einfach sehr inspirierend, gerade diese Vielfalt.
Ich habe sie schon abgeklopft auf Songtauglichkeit, muß ich ganz klar sagen. Das ist einfach wichtig, daß die Struktur sich gut umsetzen läßt und natürlich auch, das der Inhalt mir gefällt und eben wie gesagt diese Sprachenvielfalt.

Journal: Wie schwierig ist es, Sänger und Sängerinnen zu finden, die die alt- und mittelhochdeutsche Sprache, die Texte und die Gesangsform beherrschen?
Helium Vola Ernst Horn: Ich war ja natürlich erst mal sehr verwöhnt, weil ich bei Qntal damals die Sigrid Hausen über den Michael Popp kennengelernt habe und sozusagen gar nichts dazu tun mußte zu meinem Glück. Und da mit einer ganz wunderbaren Sängerin arbeiten konnte.
Als ich dann in so einem Vakuum nach dem Ausstieg bei Qntal war, da habe ich mir so einen ganzen Stapel an CD´s besorgt mit alter Musik, um mich da umzuhören, wer da noch so singender Weise rumläuft. Ich habe dann festgestellt, daß das sängerische Niveau gerade bei Mittelalterensembles ziemlich schlecht ist. Vor allem bei Männer ist es schlimmer als bei Frauen. Ich war dann extrem glücklich, als ich dann auf eine CD gestoßen bin, auf der Sabine gesungen hat. Ich habe dann gleich bei der Plattenfirma angerufen und habe mir die Adresse besorgt. Es war natürlich auch ein großer Zufall, daß sie aus Augsburg ist und nicht aus Portugal oder Südfrankreich, wo die anderen Projekte herkamen. Insofern habe ich da einfach Glück gehabt.
Die anderen Sänger kannte ich schon von anderen Projekten her. Von Arbeiten mit Helga Pogatschar kannte ich den Tenor her und die Gerlinde. Tobias Schlierf habe ich über Estampie kennengelernt, Susan Weiland über eine Freund. Die Instrumentalisten waren dann auch über Empfehlung von einigen Sängern, die sich da auch ein bißchen auskannten. Es gibt da ja auch diese Mittelalterszene, die sich alle untereinander kennen.

Journal: Wieso wurden in die Texte der Vergangenheit, das aktuelle Thema der russischen U-Boot Katastrophe der Kursk mit eingebunden? Und warum gerade das Thema der Kursk?
Ernst Horn: Es steht für mich so im Sinne einer Reportage, wie es bei CNN immer gleich rein kommt. Nicht mit dieser Nüchternheit, sondern das hat eben so etwas tragisches, tragisch verstricktes. Das erschien ein sehr guter Kommentar, zu dem, was für mich eben diese zarte, sensible Mittelaltermusik ist. Das man auch aus dem Kontrast sieht, was dann die Wirklichkeit ist und was auch die Wirklichkeit im Mittelalter war.
Ich habe mir die Kursk auch deswegen genommen, weil ich auch vorher schon unbedingt dieses Gedicht von Houellebecq vertonen wollte. Das ist ja ein zeitgenössischer, französischer Autor des Stückes "Les habitants du soleil" (Track 2 und 12), was ja auch von oben und unten handelt. Die Bewohner der Sonne würdigen uns kaum eines Blickes, wir vegetieren da unten vor uns hin und dabei wird's auch bleiben. Das war so ein Gedanke und da paßt auch diese Kursk-Geschichte sehr gut dazu. Mit dem Putin, der aus dem Urlaub das sehr flapzig kommentiert hat. Auch dann diese Opfermutter, die dann immer sagt, daß die Jugend als Kononenfutter verwertet wird, was auch meiner Meinung nach gut zu dem Maienlied gepaßt hat. Was auch wirklich ein Lied an die idealisierte Jugend war. Ich habe es einfach als Vertiefung empfunden.

Ich muß vor meiner eigentlichen nächsten Frage ein paar einleitende Worte loswerden, um dich in die Richtung zu leiten, die ich besprechen möchte:
Ich denke, früher mußte der Komponist das komplette Musikstück bereits im Kopf entwickeln und eine Notation zu Papier bringen, damit die Musik überhaupt zum Leben erweckt werden konnte. Zahlreiche Musiker mußten koordiniert werden, um das umzusetzen, was sich der Komponist gedacht hat. Der Komponist mußte somit immer die praktische Spielbarkeit im Hinterkopf haben. Heute mit den Speichermedien und den technischen Kompositionshilfen muß die Musik nicht unbedingt mehr live erzeugt werden. Mit dem Sampler / der Elektronik / und vor allen Dingen den Speichermedien kann der Komponist heute ein Musikstück nach seinen Vorstellungen selbst entwickeln und stilistisch und technisch mutieren lassen und verfremden.
Welche neuen Möglichkeiten offenbaren sich dem Komponisten, mit dieser neuen Art Musik zu erzeugen? Kann der Komponist so mehr Augenmerk auf die emotionale Wirkung, als auf die technische Spielbarkeit setzen?
Ernst Horn: Das glaube ich gar nicht mal. Man muß da natürlich unterscheiden. Es gibt da verschieden Arten, von handgespielter Musik, von Jazz-Musik und in dem Kontext würde ich dann auch die ursprüngliche Mittelaltermusik eher sehen. Also als eine Musik, die auch aus einer Improvisation, einem gemeinsamen Spielen entstanden ist.
Während später dann in der klassischen Zeit, die Stücke z.B. bei Mozart vorher aufgeschrieben worden sind und man dann immer mehr zu einer Arbeitsteilung gekommen ist. D.h. der Komponist hat die Partitur geschrieben. Er mußte natürlich darauf achten, daß es halbwegs spielbar war. Aber er ist auch gerne einmal ein bißchen darüber raus gegangen. Und es war ja auch ein großer Vorzug dieser klassischen Musik, daß er sich überhaupt nicht darum geschert hat, in dem Sinn, was die Finger machen wollen, sondern so wie die Form ist. Das war schon auch ein enormer Vorzug dieser alten Komponiertechnik, weil man auf dem Papier schon die Idee und alles hatte und das auch in einer enorm faßlichen Form. Das heißt, man hatte eine gemeinsame Sprache entwickelt, die dann auch jeder verstanden hat und umsetzen konnte. Und man hatte auch einfach etwas in der Hand gehabt, das man von der ersten bis zur letzten Seite schnell durchblättern konnte. Was auch schon eine Flexibilität im künstlerischen Sinn gebracht hat. In der Beziehung sind wir heute gar nicht unbedingt so viel weiter. Das würde ich überhaupt nicht behaupten.

Was man heute wirklich herstellt, ist das Endprodukt. Man kann es wirklich so umsetzen, wie man es umsetzen will. Natürlich mit den Grenzen, die es gibt. Das hatte ich ja auch schon angesprochen, daß meiner Meinung nach das Instrumentarium sicherlich seine Grenzen hat. Aber gut, wenn du davon ausgehst, man hat Harddisc-Recording und holt sich Musiker dafür herein, dann ist es natürlich auch ein integrierter Teil des Ganzen. Eine Mischung aus Musikaufnahme und selbst produzierten Klängen.

Journal: Ich wollte diesen Punkt ansprechen, weil früher die Musik ja immer Live-Musik war. Früher gab es ja diese Speichermedien nicht. Heute ist für uns der größte Teil ja nicht mehr Live-Musik, sondern in irgendeiner Form abgespielte Musik mit Hilfe der Speichermedien. Somit könnte man ja auch eine neue Musikform entwickeln. Also nicht eine Musikform, die Live spielbar sein muß, sondern man kann auch Musik komponieren, die nicht unbedingt live zu spielen sein muß.
Ernst Horn: Da hat es ja auch schon früher viele Experimente gegeben. Bandmaschinencollagen, aber auch mechanische Instrumente, die Sachen gespielt haben, die ein Mensch nicht mehr spielen konnte. Das ist dann alles eigentlich nicht so neu. Sicher ist dies eine Musik, die unabhängig ist, von dem, was die Hände können. Das ist natürlich auch unabhängig von dem Erlebnis des gemeinsamen Musikhörens in einem Saal mit den Musikern vorne, sondern das ist halt auf die Lautsprecher verlegt.
Ich verstehe schon, daß das eine Sache ist, die einen beschäftigt. Aber ich bin da schon ein ziemlicher Skeptiker geworden über die Jahre, weil ich mich ja auch mit elektronischer Musik selber beschäftige und das auch schon vorher gehört habe, von Tangerine Dream bis heute.
Ganz ehrlich gesagt, von der insgesamt durchschnittlichen künstlerischen Qualität ist es nicht so überzeugend, wenn ich es mit der klassischen Musik vergleiche. Das ist dann trotzdem immer noch das Kriterium, was dann hängen bleibt. Egal, ob man es in einem dunklen Raum über acht Kanäle hört und Sachen, die natürlich jenseits einer Spielbarkeit sind, oder so. Aber das bleibt dann trotzdem immer und da muß man sich dann fragen, woran liegt es.

Journal: Du bist ein klassisch ausgebildeter Musiker.
Was sagst du zu der Behauptung, daß ein klassisches Musikstudium eine Menge an kreativer Freiheit und Innovation tötet ? Steckt in der Klassik vielleicht zuviel gedrillte Perfektion, so daß innovative Musik nur im "Independent"-Bereich entstehen kann ?
Ernst Horn: Ähm, naja. Wenn du die traditionelle, klassische Musik meinst, das ist ein ganz eigenes Gebiet und das kann man mit heute einfach nicht mehr vergleichen. Das tötet die Kreativität bei dem, der in diesem Strudel des riesigen Gewichts der zu schaffenden Arbeit steckt und das einfach nicht bewältigt.
Aber diese großen Instrumentalisten fangen ja alle mit fünf/sechs Jahren an, zu üben. Die sind dann mit 15/16 wirklich schon perfekte Musiker. Die erreichen dann den Grad der Freiheit, der sie dann auch wieder kreativ macht. Es gibt schon Interpreten, die also auch bei Chopain soviel von sich einbringen können und auch soviel innere Freiheit demonstrieren, wie sagen wir ein Popmusiker, der seit 20 Jahren "Satisfaction" runternudelt, natürlich überhaupt nie gehabt hat. Das ist schon alles sehr relativ meiner Meinung nach.

Es gibt im Musikstudium so einen Apparat, der sich Musikhochschule nennt, der irgendwo kreativitätstötend ist, weil er ein Apparat ist. Das würde ich auch mal so sagen. Das gilt natürlich auch für Major-Plattenfirmen und solche Dinge im Pop-Bereich. Es gibt auf der anderen Seite dann eine Szene von Avantgarde-E-Musikern, die das, so wie du es ausgedrückt hast, auch ein bißchen spüren. Definitiv ja. Die schielen auch ein bißchen in unsere Richtung. Es ist schwer zu sagen. Die werden natürlich auch teilweise mit Tonnen abendländischer Kultur zugepflastert, daß sie sich gar nicht mehr trauen, was zu machen. Wenn man natürlich heran geht und sagt Beethoven war besser, dann sollte man natürlich gar nicht anfangen. Man muß halt sagen Beethoven war besser, aber Scheiß drauf, ich mach eben meinen eigenen Kram. Da kommt man auch da zu Potte.
Es ist leider leider teilweise eine trockene Welt geworden. Es ist schade, weil das sind enorm fähige und talentierte Leute, die wirklich für die Musik leben und eine Intensität in ihrem Beruf haben. Das möchte ich auf jeden Fall jetzt nicht herunter machen, aber es ist ein Problem dar.

Journal: Der Gedanke war, das man ja als junger Musiker ein Studium mit Vorstellungen beginnt und man muß dann erst einmal einen Apparat durchlaufen und wird dann vielleicht versaut. Man wird dann in eine Richtung gedrängt, in die man anfangs vielleicht gar nicht wollte.
Ernst Horn: Ja, das ist klar. Aber dann sollte man auch wirklich nicht Musik studieren. Es kommt auch immer drauf an. Will man als Instrumentalist die Musik spielen, dann gib es einfach auch nichts anderes. Dann geht man rein und dann ist die Latte auch schon so hoch gehängt bei den Auswahlprüfungen. Da muß man dann einfach loslegen und zieht das dann auch durch. Dann ist auch die Welt in Ordnung.
Natürlich bei Leuten, die sich kreativ in der Independent-Szene verwirklichen wollen, die werden dann ein gewisses schizophrenes Problem bekommen in dem Musikstudium. Weil sie auf der einen Seite diese akademische Lehre vollziehen müssen und auf der anderen Seite will man sich da auf einer ganz anderen Richtung verwirklichen. Ich denke, wenn jemand wirklich sehr begabt ist, dann geht er seinen Weg. Wenn er sieht, da stößt er an Grenzen in der Musikhochschule. Die das einfach nicht zuläßt, was er machen will, dann wird er die Hochschule verlassen. Das denke ich schon.

Journal: Wenn du nur ein Instrument zur Verfügung hättest, welches würdest du wählen und warum?
Ernst Horn: Wenn ich mal davon ausgehe, ich könnte jedes Instrument noch erlernen und müßte mich für Eins mein ganzes Leben entscheiden, hmmm...
Da bin ich natürlich vorbelastet. Das Klavier, solange es noch nicht den Wundersynthesizer gibt. Wenn wir jetzt 50 Jahre weiter wären, würde ich wahrscheinlich irgend ein elektronisches Instrument nennen. Das denke ich schon. Aber jetzt im Moment würde ich Klavier sagen, weil es doch das Universellste zum Musikmachen ist. Mit der Geige bist du ja doch einstimmig. Du spielst Melodien, also kannst du nicht deine Begleitung dazu spielen.

Journal: Ist Helium Vola primär eine Live- oder eine Studioband?
Ernst Horn: Das ist ein Studioprojekt, jetzt erst einmal. Ganz klar.
Ich würde schon ganz gern einmal live auf die Bühne gehen, aber wie man das machen wird, ist jetzt noch völlig unklar. Erstens ist es die Frage, wie da die Möglichkeiten sind, in welche Clubs wir da können, wie groß das Projekt einfach auch wird, daß man das umsetzen kann und ob man überhaupt gebucht wird. Dazu kommt, daß da so viele Leute beteiligt sind. Sollen die nun alle auf die Bühne und dann rumstehen, weil sie vielleicht nur bei drei Stücken dabei sind, so wie es auf der Platte ist. Oder wie will man das gestalten? Auch von der Optik her. Aber da habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, weil ich einfach bei Deine Lakaien noch so dermaßen im Moment drin stecke, daß ich da erst im November Zeit habe, mich wirklich damit zu beschäftigen.

Journal: Als Schreiberling muß ich die nachfolgende Frage im Interesse der Fans und Leser einfach stellvertretend stellen:
Wie werden die zukünftigen Live-Auftritte nach der Trennung von den Live-Musikern Michael Popp und Christian Komorowski bei Deine Lakaien aussehen?
Auch dort haben wir uns noch keine Gedanken gemacht, muß ich sagen. Ich mache mir gelegentlich mal Gedanken, man könnte es soundso machen, aber ich habe mich dazu überhaupt noch nicht geäußert. Weil wir wirklich erst einmal die Platte schaffen müssen. Das ist im Moment wirklich so ein unglaublicher Zeitdruck, weil ich mich da auch ein bißchen überhoben habe, in dem ich da jetzt mehr oder weniger zwei Projekte gleichzeitig bewältigen muß, daß ich da einfach im Moment nicht meinen Kopf rauskriege.
Wir müssen uns ja auch Gedanken machen. Wir müssen uns ja auch entscheiden, mit wem wir unsere Buchungen machen. Es ist im Moment noch überhaupt nicht in irgendeine Richtung eine Entscheidung leider gefallen.

Deine Lakaien Live-Formation(1999): Michael Popp, Christian Komorowski, Ernst Horn, Alexander Veljanov

Journal: Möchtest du über die Gründe der Trennung sprechen?
Ernst Horn: Es wird jetzt mal Zeit, das wir endlich eine Presseerklärung abgeben. Es ist intern immer so ein Warten auf den anderen. Ich bin leider im Moment ein bißchen arg überarbeitet.
Es ist sicher so, ich glaube es ist kein Geheimnis bei Leuten, die unsere Band gut gekannt haben, daß das Verhältnis schwierig war. Ziemlich von Anfang an schon und das Michael und Komo eigentlich auch nie wirklich zufrieden waren mit der Rolle, die sie da eingenommen haben. Ich kann es teilweise auch nachvollziehen, aber es war nun mal so das Projekt, was Alexander und ich schon sieben Jahre durchgezogen haben mit drei Produktionen bis dato. Das ist einfach bei den Synthi-Duos so, das sie sich für die Tour ein paar Gastmusiker holen und bei der nächsten Tour versuchen sie es mit Streichquartett. Das macht dann auch irgendwie Sinn. Wir sind aus dem Konflikt nie ganz raus gekommen und die Unzufriedenheit ist dann leider immer größer geworden. Und gerade, als es dann bei der Kasmodiah nach außen hin eine Einbeziehung gegeben hat als Band, hat es das eigentlich nur schlimmer gemacht. Leider!

Journal: Mit "The Skies Over Baghdad" hast du bereits schon einmal unter deinem Namen Ernst Horn TV-Kriegsberichterstattungs-Mitschnitte des Golf-Krieges in ein Musik-Hörspiel eingebunden. Wirst du auch ein musikalische Statement zu den Geschehnissen in Amerika abliefern?
Ernst Horn: Ein großes Statement kann ich da nicht geben. Was das für ein Schock war, ist ja wohl für jeden so gewesen. Im Moment vom Gefühl her, habe ich eine gewisse Traurigkeit über das, was passiert ist.
Ich bin da eigentlich eher ein Stiller in der Beziehung. Meine Bekannten sind da auch alle ein bißchen aneinander und zusammen gerückt. Man kann jetzt nur hoffen, das die Amerikaner die Nerven behalten und geduldig sind. Nicht wie früher bei Clinton einfach irgendwo kurz reinbombardieren. Ich bin jetzt nicht der Experte, als das ich da sagen könnte, auf die Art und Weise kann man Terroristen isolieren und auf die andere Art und Weise wird man jetzt den ganzen Islam gegen sich aufbringen. Das ist ja wohl das Grundproblem dabei.
Ein bißchen unappetitlicher Nebenaspekt dabei ist, das hier zu Lande einige Politiker ihr ordnungspolitisches Süppchen darauf gekocht haben. Im Grunde schon mal Wahlkampf darauf gemacht haben. Und das finde ich schon ein bißchen arschmäßig, muß ich schon mal sagen. Das hätte jetzt wirklich nicht sein müssen. Geschmacklos, aber was willst du da machen.

Journal: Eine Revolution in der Musikgeschichte war der Synthesizer/Sampler. Wie könntest du dir ein Instrument der Zukunft vorstellen?
Ähm,...
...also mit ganz großem Schwerpunkt auf die manuelle Beherrschung. Nicht mausklicken und so, wirklich ein Universalinstrument mit variabler Oberfläche, die aber berührungsempfindlich ist. Wo man wie ein Klavierspieler mit Handdruck Parameter verändern kann, mit Handbewegungen eine absolut manuell und spontan zu bearbeitende, wechselnde Bedieneroberfläche als Synthesizer und Sampler, alles in einem der Zukunft. Für mich persönlich wäre so eine Art Touch-Display ebenerdig, richtig groß und drucksensitiv.
Das wäre für mich was.
Da würde ich auch noch mal zuschlagen.

Journal: Wenn man die Musik verbieten würde, was würdest du dann beruflich machen?
Wenn es nicht zu spät wäre, würde ich gerne etwas neues Kreatives anfangen. Ich würde sicher gerne Geschichten erfinden und Bücher schreiben. Das würde ich gerne machen.
Fragt sich nur, ob es vom Talent her dazu reicht !?!

Journal: Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft.



(Maik Heinsohn 25/09/2001)
©  Maik Heinsohn

www.helium-vola.de

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