Mittelalter und Elektronik
Gesamt-Performance mit Deine Lakaien
und Qntal im Modernes

Deine Lakaien

Wer die Lakaien schon einmal live erleben durfte, wird wissen, daß die Konzerte nicht aus einem Abnudeln der aktuellen Tonträger bestehen. Ob es die Acoustic-Tour ist (lediglich Gesang und Klavier), oder ein reguläres Konzert, sie wissen immer das Publikum durch ungewöhnliche Live-Darbietungen zu überraschen.

So war es auch diesmal bei ihrer Tour zum neuen Studioalbum "Winter Fish Testosterone". Zusammen mit dem Mittelalterprojekt Qntal boten das Duo Horn/Veljanov dem Publikum im Bremer Modernes eine beeindruckende Gesamtperformance.
Ernst Horn, der sich für die Instrumentierung der Lakaien Songs verantwortlich zeigt, ist zugleich bei Qntal maßgeblich beteiligt. Zum festen Bestandteil der Live-Lakaien gehören ebenfalls Christian Komorowski (Violine) und der Qntal Musiker Michael Popp. So ist dann wohl auch die Idee entstanden, nicht als konventionelle Vorgruppe aufzutreten, sondern zusammen, eine ineinander übergreifende Performance abzuliefern.

Den Auftakt bildeten Qntal mit ihrer Mixtur aus Mittelaltermusik und zeitgemäßer Elektronik. An vorderster Front fast unbeweglich am Mikro erschien Sigrid Hausen, die beschwörend und glasklar ihre an Lisa Gerrard erinnernde Stimme einsetzte. Als Höhepunkt stellte sich das Stück "Unter der Linden" dar. Michael Popp entlockte mit Wasser aufgefüllten Gläsern durch Reiben am Rand Klänge, die sich verzaubernd an den Gesang anlehnten.

Qntal

Den fließenden Übergang zu Deine Lakaien bildete das letzte Stück des Qntal Debüts zum ersten Stück des neuen Lakaien Albums. Sigrid verließ singend die Bühne und bildete in einem stimmlichen Duett den Übergang zu Alexander Veljanov. Als dieser dann die Bühne betrat, wurde er tosend vom Publikum empfangen.
Zu hören war das komplette neue Album und natürlich auch alte Lakaien Evergreens. Unterstützt durch Violinenspiel, Drehleier, Schalmei, E-Gitarre und Fiedel wurde den sonst rein elektronischen Stücken ein völlig neues Leben eingehaucht. Bei dem definitiven Lakaien Hit "Love me to the end" fühlte sich sogar der ein oder andere angehalten, mitzusingen.
Charakteristisch für die einzelnen Kompositionen ist das bis ins Chaos endende Instrumentenspiel der Musiker, welches plötzlich in melancholische Gesangslinien von Alexander umschlägt. Ein Hin und Her zwischen trügerischer Ruhe und sich aufbäumender Aggressivität.

Nach satten zweieinhalb Stunden konnte man zufrieden die Rückfahrt antreten. Ärgerlich bei dem ganzen Konzert war lediglich, daß es immer wieder Leute zu geben scheint, die nichts besseres zu tun haben, als fortwährend zu quatschen und aufmerksame Zuhörer durch ewiges Umherlaufen zu stören. Ich plädiere für Knebeln und Anketten !



(Maik Heinsohn 03/1996)

www.chrom.de

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