M´era - Luna Festival 2000
12. + 13. August 2000 in Hildesheim
M’era Luna statt Zillo: Der Name ist neu, das Konzept ist das alte geblieben. Am vergangenen Wochenende fand auf dem Flugplatz in Hildesheim / Drispenstedt eines der Festival-Highlights des Sommers statt. Auf zwei Bühnen traten 40 Bands aus den Bereichen Gothic, EBM, Electro, Darkwave, Folk- und Mittelaltermusik auf.
Neben dem Wave-Gotik-Treffen in Leipzig gilt das Festival in Hildesheim als das Sommerspektakel der „Schwarzen Szene“ schlechthin. Nach Streitigkeiten zwischen dem Musik-Magazin Zillo und der Konzertagentur Scorpio im vergangenen Jahr, führte die Agentur die Veranstaltung unter dem neuen Namen M´Era Luna in diesem Jahr fort. Dem Festival hat diese Aktion glücklicherweise nicht geschadet. Auch das gute Wetter trieb nahezu 25000 Musikliebhaber aus allen Teilen Europas in die Weltmetropole Hildesheim.
Die Open-Air Hauptbühne war reserviert für Gruppen, die auch über die Szene hinaus bekannt geworden sind. Auf der kleineren Bühne im Hangar präsentierten sich vielversprechende Newcomer und altbewährte Szenegrößen. Mit Suicide Commando und Tanzwut kristallisierten sich die ersten beiden Highlights am Samstag heraus. Während Suicide Commando mit monotonen Electroklängen und verzerrtem Gesang auf das Publikum einpeitschten, begeisterten Tanzwut mit ihrem Mittelalter-Crossover und mit optischen Showqualitäten. Marc Almond und And One boten einen erfrischenden Gegenpol zum gitarrenlastigen Samstag und verleiteten das Publikum zu ersten Zugabeforderungen. The Mission meldeten sich mit altem und neuem Material bei den Fans zurück. Him und The Sisters Of Mercy waren die Headliner des ersten Tages. Him konnten lediglich mit ihren beiden Hits begeistern und wurden von vielen als überflüssig bezeichnet. Stellvertretend für die Meinung der Szene über Ville Valo und Band kündigten And One sie mit der Bemerkung „Viel Spaß mit HIMchen“ an. Die Sisters um Mastermind Andrew Edritch bestritten ihr Konzert in gewohnt vernebelter Bühne. Eine Heerschar von Anhängern war offenbar nur wegen ihnen gekommen. Am Sonntag sorgten die Merlons, Stromkern und Mila Mar für einen hervorragenden Auftakt. Später waren im Hangar Gruppen aus dem EBM-/Elektro-/Industrial-Bereich zu sehen. Obwohl dort nur eine relativ geringe Zahl von Zuschauern Platz fand und ein grauenhafter Halleffekt den Genuss trübte, wurden vor allem Funker Vogt und VNV Nation frenetisch abgefeiert. Auf der Hauptbühne sorgten am Nachmittag Oomph!, Rosenfels und Philipp Boa für Unterhaltung. Erstes richtiges Highlight war Anne Clark. Ihr Sprechgesang gepaart mit modernen Techno-Rhythmen wurde mit Beifallstürmen belohnt, für die sich die Britin gerührt bedankte. Ein grandioses Comeback konnte Carl McCoy mit den legendären Fields Of The Nephilim verbuchen. Seine düstere, eindringliche Stimme und die unerreichten, atmosphärischen Gitarrensounds ließen alte Erinnerungen bei den Fans aufkommen. „Wie früher“ war auch das kultige Outfit der Musiker mit Hut und zerfetzten, mit Mehl gefärbten Lederkleidern. Den Abschluss bildeten wie bereits im Vorjahr Project Pitchfork. Ihre krachigen Electroklänge begeisterten trotz des schwachen Gesangs von Peter Spilles sowohl die Gitarrenanhänger, als auch die Electro-Fraktion. (Maik Heinsohn 08/2000) |