Schweißtreibende Show
mit Stahlplatten

Martialischer Auftritt im Grünspan: Tanzwut

Tanzwut

Mit der Geburt von Rammstein wurde eine neue Zeitrechnung der Präsentation von Konzerten eingeläutet. Das reine Abspielen von Musiktiteln untermalt mit bunten Scheinwerfern und einem Frontmann als Blickfang ist heute Nostalgie. Gefragt ist Aktion, Klamauk und schweißtreibendes Spektakel auf der Bühne, sprich Tanzwut.

Das Konzert im Hamburger Grünspan war für eine Debüttour recht gut besucht, nicht zuletzt weil Tanzwut sich im Vorfeld auf diversen Festivals einen guten Ruf erspielt haben. Pyroeffekte, bengalisches Feuer und viel Rauch traten an die Stelle einer aufwendigen Lichtshow. Auch die mit viel Liebe und in Eigenarbeit hergestellten Kleidungsstücke der Gruppe trugen zum gelungenen Bühnenoutfit bei. Mit Stahlplatten und Nieten bestückte Lederschürzen, Ketten, mittelalterliches Schuhwerk und Piercingschmuck ließen die Berliner Jungs in einem futuristischen Mittelalterschein erstrahlen.
Zu den visuellen Showeffekten faszinierte das Sammelsurium von Mittelalterinstrumenten, deren Klanggestaltung und Spielweise man beim Konzert live miterleben konnte. Gebaut werden die ungewöhnlichen Instrumente vom Gruppenmitglied Wim, der in England auf einer Instrumentenbauerschule die Kenntnisse darüber erlangt hat.

Die im Sound von Tanzwut sehr präsenten Dudelsäcke und Flöten bilden den melodischen Part der ansonsten recht harten und martialischen Musik. E-Gitarre und Electrosound sorgen für die zeitgemässe Unterstützung der akustischen Instrumente. Der deutsche, brachiale Gesang wird von Frontmann Teufel vorgetragen, der mit seinen Teufelshörnern an den Prodigy Sänger erinnert.
Soweit gelungen, allerdings sind eine Stunde Konzert ohne Vorgruppe zu wenig für eine Band, die ganz nach oben will.



(Maik Heinsohn 04/1999)

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