Der Traum vom großen Orchester
Interview mit Alexander Veljanov Mit "Secrets Of The Silver Tongue" hat Alexander Veljanov zusammen mit befreundeten Musikern ein Soloalbum abgeliefert, das weitaus handgemachter und zeitloser ausgefallen ist, als man es von dem Deine Lakaien-Sänger erwartet hätte. Das Journal traf den Sänger jetzt bei seinem Konzert in Bremen.
Journal: Was war der Grund, ein Soloprojekt zu gründen ?
Veljanov: Es geht darum, daß ich mit musikalischen Mitteln arbeite, die bei Deine Lakaien keinen Platz finden. Deine Lakaien sind spezialisiert auf elektronische Musik. Alles, was dort nicht hineinpaßt, wird unter dem Namen Veljanov gemacht.
Journal: Wieso klingt das Album weitaus rockiger als synthetisch?
Veljanov: Die Absicht war nicht von Anfang an da. Die Instrumentierung ist natürlich sehr prägend. Wenn man mit Gitarre, Baß und Schlagzeug als Fundament arbeitet, hat man gleich einen rockigeren Touch, als wenn man elektronisch
arbeitet. Es ist aber kein Rock-Album.
Journal: Welches Musikgefühl möchtest du mit "Secrets Of The Silver Tongue" vermitteln?
Veljanov: Ich denke, dass die einzelnen Songs ganz unterschiedliche Stimmungen transportieren.
Es ist keine Partymusik, sondern eher Musik zum Zuhören, wo der psychedelische Aspekt deutlich zu spüren ist.
Journal: Wie wichtig sind dir die Texte ?
Veljanov: Der Text ist wichtig, aber nicht die Hauptsache. Die Stimmungen in der Musik müssen mit dem Text harmonieren, aber die Musik soll nicht reines Transportmittel für Inhalte sein.
Journal: Gibt es Erfahrungen bei diesem Soloalbum, die du bei den Lakaien einfließen lassen möchtest ?
Veljanov: Es fließt immer etwas mit ein. Ernst Horn und ich sind ein sehr differentielles Paar, das sich gegenseitig bekämpft, aber auch ergänzt. Es ist ein positives Kräftemessen.
Journal: Du hast bereits mit vielen Instrumentierungen gearbeitet. Welche bleiben noch für die Zukunft?
Veljanov: Ein Wunschtraum wäre das große Orchester. Ich kann mir viele Kombinationen vorstellen. Es ist nicht wichtig, welches Instrument, sondern wer es wie spielt.
Journal: Warum hat bisher keine Band versucht, die Lakaien zu kopieren?
Veljanov: Ich weiß es nicht. Es ist ein Kompliment. Es liegt vielleicht daran, daß Ernst Horn selbstgemachte Sounds benutzt. Zum anderen ist es wohl mein Gesang, der nicht so einfach zu imitieren ist.
Journal: Was machst du jetzt?
Veljanov: Das neue Deine Lakaien Album soll dieses Jahr fertig werden und Veljanov macht sein zweites Soloalbum, wenn Zeit dafür ist.
(Maik Heinsohn 05/1998) |