Der "Goldene Reiter" besingt
die Apokalypse
Joachim Witt hat ein neues Album vorgelegt

Joachim Witt


Die Blütezeit der Neuen Deutschen Welle ist lange her. Geprägt von minimaler Instrumentierung und verspielten, naiven deutschen Texten stellte sie in den 80er Jahren den Gegenpol zur angloamerikanischen Rockmusik dar. Joachim Witt, der mit "Goldener Reiter" und "Herbergsvater" damals zwei Hits hatte, hat jetzt mit "Bayreuth eins" seine Comeback-CD vorgelegt.

Witt hat bereits mit vielen renomierten Musikern gearbeitet. Neben Jaki Liebezeit dürfte Helmut Zerlett (Harald Schmidt-Show, Keyborder von Marius Müller-Westernhagen) der Bekannteste sein. Auf dem Album "Bayreuth eins" sind nun Musiker der EBM/Electro-Szene dabei. Neben Musikern von Project Pitchfork, Laibach und Sabotage Q.C.Q.C. hat die Zusammenarbeit mit Peter Heppner von Wolfsheim die eindringlichsten Früchte getragen. Die Single "Die Flut" ist das Zeugnis vom Zusammentreffen zweier innovativer Musikgenerationen. Witt besingt im Duett mit Heppner die dunkle, verzweifelte Seite des Lebens.

Mit der Äußerung von Joachim Witt, er wolle mit der Bayreuth Albumreihe der Großfürst der emotionalen Apokalypse werden, verweißt er auf seine musikalische Aussage. Extreme emotionale Zustände werden mit schwermütigen Texten und wuchtiger Instrumentierung ausgedrückt. Mit Songs "Die Flut", "Das geht tief", "Und ...ich lauf" oder "Das jüngste Gericht" sind gleich mehrere hitverdächtige Stücke vorhanden.
Beeindruckend sind die excellent geformten Wortlaute. Provokante, morbide Texte, vorgetragen in deutscher Sprache, scheinen mit dem Durchbruch von Rammstein auch abseits einer Independent-Szene mehrheitsfähig zu werden.



(Maik Heinsohn 09/1998)

Zurück