Verträumte Augenblicke

Wolfsheim präsentieren sich ausnahmsweise einmal live

Wolfsheim

Wolfsheim besitzen die gesunde Fähigkeit Popsongs zu kreieren, die neben den tanzbaren Elementen auch vermehrt verträumte Augenblicke in die Musik einfließen lassen. Bei der Live-Präsentation im Modernes in Bremen legten sie auf diese Elemente verstärkt Wert.

Live-Konzerte sind bei Wolfsheim eher die Ausnahme. Dies liegt zum einen an der ruhigen, introvertierten Musik, die nicht gerade zum Abtanzen animiert. Zum anderen sagen Peter Heppner und Markus Reinhardt von sich selbst, daß sie keine spektakuläre Bühnenshow abziehen wollen. Bei ihnen soll die Musik im Vordergrund stehen und kein herumhüpfender Frontmann.
Eine ausgefeilte Lichtshow und eine Videoleinwand sorgten für eine auf Wolfsheim zugeschnittene Untermalung der Stücke zwischen Romantik, Melancholie und poppigen Rhythmen. Peter Heppner war anfangs sichtlich nervös, was sich allerdings in keiner Weise auf seinen leicht näselnden Gesang auswirkte. Leichter hatte es dort schon Instrumentalist Markus Reinhardt, der die großteils vom Dat-Rekorder stammende Musik mit dem Keyboard begleitete.

Zu hören gab es anfangs Highlights der ersten beiden Alben "No happy view" und "Popkiller". Im zweiten Abschnitt wurde dann das neue Album "Dreaming Apes" präsentiert, welches sogar zu Chartehren avancierte.
Auf Dreaming Apes beschreiten Wolfsheim ein wenig den Weg weck von den rein synthetischen Klängen hin zu akustischeren Instrumentierungen. Auch textlich haben sie sich weiterentwickelt, was nicht zuletzt mit dem in deutsch gesungenen Stück "Übers Jahr" zum Ausdruck kommt. Als Zugabe war unter anderem die einzige Coverversion von den Hamburgern " Ruby, donīt take your love to town" im Original von M. Wills zu hören.

Wolfsheim strafen die Kritiken der synthetisch erzeugten Musik Lügen. Elektronische Musik muß nicht zwangsweise kühl wirken und keine Seele besitzen. Wie letztendlich ein Musikstück entsteht ist unerheblich. Hauptsache, es trifft den Nerv des Zuhörers.



(Maik Heinsohn 05/1996)

www.wolfsheim.de

Zurück