The Young Gods: Hart und ambientig
Live im Hamburger Docks
Mitten auf Hamburgs sündiger Meile, der Reeperbahn auf St. Pauli, gastierte im Docks das Schweizer Trio: The Young Gods. Obwohl das Docks sich für derartige Konzerte hervorragend eignet, war es nur spärlich besucht.
Die Young Gods haben bereits Electro-Metal-Crossover gespielt, als es den Begriff für diese Musik noch gar nicht gab. Sie sampeln heulende, brachiale Gitarren und verbinden diese mit druckvollen Schlagzeug-Rhythmen und Krachsounds. Somit ist zur Verwunderung vieler auch keine einzige Gitarre während ihrer
Live-Auftritte auf der Bühne zu finden. Es ist schon merkwürdig,
wenn man ein Gitarrensolo hört und auf der Bühne nur ein Keyborder am werkeln ist.
Anlaß für die Only-Heaven-Tour ist die Erscheinung des neuen Albums mit gleichen Namen. Musikalisch stellt Only Heaven eine Symbiose aus Ministry und The Orb dar. Die harte, ungezügelte Seite aus vergangenen Jahren wurde durch atmosphärische Ambient-Klanglandschaften erweitert und zwingen dem Album eine psychedelische Wirkung auf. Live wurde das neue Material mit alten Klassikern wie z.B. Skinflowers ausstaffiert, was ordentlich Bewegung in die Zuschauer brachte. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die jungen Götter um Chefgott Franz Treichler gleich mehrere Zugaben geben mußten. Amüsant mit anzusehen war das bunt zusammengewürfelte Publikum. Ob im dezenten Schwarzen oder mit Aufnähern bestückte Metal-Freaks, es war alles geboten, was Hamburgs Anti-Schlips-Fraktion zu bieten hatte. (Maik Heinsohn 06/1995) |