Festival Ž99

14. + 15. August 1999 in Hildesheim / Drispenstedt

Zillo-Festival 1999

Bereits zum siebten Mal hat am vergangenen Wochenende eines der Festival-Highlights des Sommers stattgefunden. Das Musik-Magazin Zillo hat zu seinem "Familientreffen" der Liebhaber von alternativer Musik aus den Bereichen Wave, Gothic und Elektro aufgerufen. Der Flugplatz in Hildesheim wurde somit erneut zum Mekka der Schwarzgekleideten und Musikindividualisten.

Neben dem Wave-Gotik-Treffen in Leipzig gilt das Zillo-Festival als das Sommerspektakel der schwarzen Szene schlechthin. Auf zwei Bühnen konnte man 40 Gruppen der Alternativen Musikszene live erleben und lieben oder hassen lernen. Die riesige Open-Air Hauptbühne war reserviert für Gruppen, die auch über die Szene hinaus bekannt geworden sind. Auf der kleineren Bühne im Hangar präsentierten sich vielversprechende Newcomer und altbewährte Szenegrößen.
Nahezu 18.000 Besucher aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland haben sich in Hildesheim eingefunden, um Gruppen wie Paradise Lost, New Model Army, Project Pitchfork, Wolfsheim, Deine Lakaien und Witt zu erleben.

Die ersten beiden Highlights am Samstag waren die leider nur in der Szene bekannten Kirlian Camera und Apoptygma Berzerk. Während Kirlian Camera ihr Publikum mit düsteren, depressiven Klängen hypnotisierten, sorgten Apoptygma Berzerk mit ihren extrem tanzbaren Electrobeats für erste Bewegung in der Menge. The Inchtabokatables, Deine Lakaien, De/Vision und Paradise Lost haben ihr Programm gekonnt professionell abgeliefert, allerdings trübte der einsetzende Regen die Stimmung. Wolfsheim hatten ihr Bühnenbild "wohlweislich" bereits auf Regen abgestimmt, sie begeisterten mit einer aufwendigen Lightshow und einer künstlichen Regenwand und Wasserspielen.

Der Sonntag wurde das hochtoupierte Haar manch eines Grufties von dem Dauerregen verschont. The Escape, LŽAme Immortelle, Covenant und Obsc(y)re überzeugten auf der Nebenbühne. Auf der Hauptbühne stand mit In Extremo ein erneuter Publikumsmagnet auf dem Programm. Ihr spektakulärer Auftritt im Mittelaltergewand und ihre metalgeschwangerte Mittelaltermusik führten zu Freudentänze. HIM und Kreator bedienten die Liebhaber des Gothic Rock. Für ein ultimatives Kontrastprogramm sorgten die Finnen Apocalyptica. Ihre Coverversionen von den Metalbands Metallica, Sepultura und Pantera, dargeboten auf vier klassischen Cellos, sorgten sowohl optisch als auch akustisch für ein Erlebnis der besonderen Art.
Der älteste, aber keineswegs musikalisch stehengebliebene Musiker des Festivals war Joachim Witt. Seine kraftvollen Songs des Comeback-Albums "Bayreuth eins" wurden genauso gefeiert, wie seine humorvollen Gespräche mit dem Publikum zwischen den Stücken.

Zum eigentlichen Hightlight des Festivals entpuppten sich die britischen New Model Army. Sänger Justin Sullivan taute auch den letzten skeptischen Gast auf und machte einem Sommerfestival alle Ehre. Den Abschluß bildeten Project Pitchfork, die mit Leuchtfarbe beschmiert die Bühne enterten. Ihre krachigen Electroklänge haben auch szeneunabhängige Gefilde erklungen und sie sind von einem Zillo-Festival nicht mehr wegzudenken.




Betrachtet man die gigantischen Ausmaße, die das einstmals klein gestartete Festival angenommen hat, muß man die Organisation wirklich loben. Neben der Zeltmöglichkeit waren auf dem Gelände auch zahlreiche Kleider- und Schmuckstände aufgebaut, wo es die ausgefallene Utensilien eines jeden Dark-Wavers zu kaufen gab. Wichtig bei der Art dieser Veranstaltung ist eben auch immer der Slogan:
Sehen und gesehen werden !



(Maik Heinsohn 08/1999)